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Die Situation in unserer Praxis

Zur Situation in unserer Praxis

An alle Patienten, die sich darüber beklagen weil wir telefonisch kaum mehr erreichbar sind, die sich darüber beschweren dass sie lange warten müssen, die sich darüber ärgern weil ihr in Auftrag gegebenes Rezept oder Überweisung nicht vorbereitet ist. 

Ich kann den Unmut verstehen und gut nachvollziehen - und in der Tat gab es diese Zustände bei uns früher nicht. Auch ich könnte mir etwas besseres vorstellen als jeden Tag verärgerte Patienten zu beschwichtigen. 

Es gibt hierfür jedoch Gründe, die nicht wir zu verantworten haben. Wir bitten daher um Ihr Verständnis, denn eines ist klar: Die guten alten Zeiten sind vorbei. 

Sowohl wir Ärzte aber auch den Patienten weht ein rauher Wind ins Gesicht. Wenn die aktuelle Entwicklung so weitergeht, kann ich nicht mehr sicher sagen ob es diese Praxis in 5 Jahren noch geben wird. Mein Plan war eigentlich noch mindestens 10 Jahre weiter zu praktizieren. Dies ist unter den aktuellen Bedingungen definitiv nicht mehr möglich. 

Was uns (und auch allen anderen niedergelassenen Praxen) zu schaffen macht: 

1. Der Fachkräftemangel - unser Team ist seit Jahren unterbesetzt und es ist schwer neues und gutes Personal zu akquirieren. Ohne unser Team sind wir Ärzte nichts - eine Arztpraxis ohne MFAs (Arzthelferinnen) funktioniert nicht !


2. Der gestiegene Kostendruck - die hausärztliche Medizin wird seit Jahrzehnten nicht fachgerecht vergütet - z.B. wird die im hausärztlichen Bereich wichtige „sprechende Medizin“ im Vergleich zur fachärztlichen Gerätemedizin kaum vergütet. Insgesamt wird der ambulante Gesundheitssektor seit Jahrzehnten kaputt gespart (Stichwort Budgetierung). Wie alle belasten auch uns die gestiegenen Personalkosten, die hohen Energiekosten, die Mietkosten sowie die Inflation - mit dem großen Unterschied, das wir nicht in der Lage sind die gestiegenen Kosten an die Krankenkassen weiterzugeben (so wie es ja zur Zeit alle in der Wirtschaft machen). Im privatärztlichen Bereich arbeiten wir mit einer "verstaubten" Gebührenordnung (GOÄ) die in ihrer aktuellen Struktur aus den 90er-Jahren stammt. In den letzten 30 Jahren wurde diese Gebührenordnung kein einziges mal der allgemeinen Reallohnentwicklung oder zumindest der Inflation angepasst.


3. Der demographische Wandel - es gibt in der Zukunft immer mehr ältere Menschen…und somit auch immer mehr kranke Menschen. Auf der anderen Seite geht die Zahl der Hausarztsitze zurück - Praxen finden keine Nachfolger mehr und müssen schliessen (niemand vom ärztlichen Nachwuchs ist bereit sich diesem Stress auszusetzen und hierfür das wirtschaftliche Risiko einzugehen). Diese Entwicklung, die auf dem Land bereits eingetreten ist wird auch nicht von den Ballungsräumen stoppen. Es werden also immer mehr Patienten von immer weniger Ärzten zu versorgen sein. Der Versorgungsdruck auf uns Ärzte nimmt somit kontinuierlich zu. Viele Praxen haben mittlerweile schon Aufnahmestopp von Neu-Patienten. Wir sind diesen Schritt noch nicht gegangen. 

Wir haben also immer mehr Arbeit bei sinkender Vergütung. Und die Politik ist auf dem „ambulanten Auge“ seit Jahren blind. Subventioniert mit Milliarden wird aktuell nur der stationäre Bereich (die Krankenhäuser). Natürlich sind funktionierende Krankenhäuser wichtig und essentiell - ohne die ambulante Versorgung käme die stationäre Versorgung jedoch schnell an ihre Grenzen und wäre nicht mehr existenzfähig. Und von den Kostenträgern (die Krankenkassen) wird das Problem seit Jahren verdrängt bzw. ignoriert oder kleingeredet. Aus dieser Ecke müssen wir uns dann die alt bewährten Statements anhören wie „die Ärzte sind doch alle Spitzenverdiener und das sei doch alles nur Jammern auf hohem Niveau“. 

Angesichts dieser schwierigen Situation erbitten wir von unseren Patienten erst mal nur Verständnis. Damit wäre uns schon mal sehr geholfen. Jeder Patient der an der Anmeldung lautstark seinen Unmut kundtut ist tatsächlich eine Belastung für unsere Mitarbeiter. Für konstruktive Kritik bin ich offen, für egoistisches Beschwerdegehabe an der Anmeldung haben wir unter den beschriebenen Bedingungen kein Verständnis mehr.

Und wenn Sie möchten dass ihr Hausarzt auch weiterhin für Sie da ist können Sie uns natürlich auch unterstützen: 

1. Unterschreiben Sie die Petition 

https://epetitionen.bundestag.de/content/petitionen/_2023/_10/_15/Petition_158622.html

2. Tragen Sie sich bitte in das Hausarztprogramm Ihrer Krankenkasse ein - die hausarztzentrierte Versorgung (HZV) ist ein kleiner Lichtblick für die Hausärzte - hierdurch erhalten sie etwas mehr Honorar von der Krankenkassen, welche die finanzielle Belastung abmildert. 

Weitere Informationen zu diesem mittlerweile prekären Thema erhalten Sie hier: 

www.diese-praxis-wuerde-fehlen.de

https://www.praxisinnot.de/

https://www.kbv.de/html/petition-praxenkollaps-verhindern.php

Nur mit der Unterstützung unserer Patienten und einer Sensibilisierung der Gesellschaft kann dieser Weckruf an die Politik funktionieren. 

Ihr Dr. Fischer 

 

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